Der 1. Weltkrieg

Auch wenn der 1. Weltkrieg nicht so viele Opfer forderte wie der 2. Weltkrieg, so war er trotzdem schlimm genug und zog eine Reihe von (geplanten?) Konsequenzen mit sich, die zum 2. Weltkrieg führten.

Nicht nur die vielen Kriegsopfer waren schlimm genug; die deutsche Bevölkerung litt unter einer riesigen Hungersnot. Nur 1/3 der Lebensmittel stammte aus deutschem Lande. Deutschland war damals weltweit der größte Importeur von Agrarprodukten.

Nach Kriegsbeginn verhängte Großbritannien ein Handelsembargo gegen Deutschland und errichtete eine wirksame Handelsblockade zur See, die erst 1919 aufgehoben wurde. Ebenso fehlten die Importe aus Russland. Im Januar 1917 stoppten schließlich auch die USA den heimlichen Handel mit Deutschland über neutrale Staaten. Ein verregneter Herbst 1916 verursachte in Deutschland eine Kartoffelfäule, die die Ernte etwa auf die Hälfte des Vorjahres reduzierte, und Deutschland hungerte langsam aus. Im Winter 1916/1917 kam es zu einem unerwarteten Kälteeinbruch. Zudem wurden die Wohnungen mangels Kohle kaum mehr beheizt. Die Bevölkerung wurde teilweise durch Suppenküchen notdürftig versorgt.

In Deutschland starben von 1914 bis 1918 insgesamt etwa 800.000 Menschen an Hunger und Unterernährung. Gesundheitliche Mängel wurden dadurch verstärkt, dass Körperhygiene nur noch eingeschränkt möglich war, da pro Kopf nur noch 50 g Seife im Monat gestattet waren.

Ab Frühjahr 1918 folgte die Spanische Grippe in drei Wellen, von denen die zweite (im Herbst 1918) und die dritte (1919) zusätzlich zum Hunger durch fehlende Lebensmittelimporte durch das noch fortbestehende britische Handelsembargo viele Menschenleben forderte.

Zur Beendigung des verlorenen Krieges und des Handelsembargos, der die Hungersnot in Deutschland verursachte, sah sich Friedrich Ebert gezwungen, den berüchtigten „Vertrag von Versailles“ (auch genannt „Diktat von Versailles“) zu unterzeichnen, durch den Deutschland gezwungen wurde, Ostprovinzen abzugeben, dafür aber das Lebensmittelembargo aufgehoben wurde. Das riesige Leid, das danach für die Deutschen in diesen deutschen abgegebenen Gebiete danach begann, zwangen letztendlich Hitler zum Einmarsch in Polen und somit zum Beginn des 2. Weltkrieges.

Aber auch nach Unterzeichnung des sogenannten „Vertrages von Versailles“ beendeten die Siegermächte das Handelsembargo nicht sofort, sondern sie ließen sich noch viele Tage Zeit. Jeder Tag kostete unter den deutschen Bürgern nochmal viele Hungertote!

Über die Kriegsursachen brauche ich wohl nicht viel mehr schreiben. Inzwischen ist es „politisch korrekt“ zu sagen, dass Deutschland nicht alleinschuldig war und dass der Krieg schon lange vor den Schüssen von Sarajevo geplant war.

Am 17.11.2013 gedachte ich aller Gefallenen und weiteren Opfer des 1. Weltkrieges und der Zeit danach. Es war Vollmond, es war Volkstrauertag und der Vollmond fiel auf 16 Uhr, so dass ich ihn optimal nutzen konnte.

Das Ritual hielt ich an einem Denkmal für die Gefallenen im 1. Weltkrieg in unserem Ort ab, das gleich vor dem Friedhof steht. Tatsächlich steht dort noch ein Denkmal, das allein für diesen Krieg gedacht ist. Das Denkmal besteht aus einer großen Sandsteinfigur mit einem Soldaten mit Gewehr, Helm und einem Mantel. Ein recht unheimliches Bild. Es steht auf einem kleinen Platz mit zwei Parkbänken, der von Büschen umringt ist und kaum sichtbar ist, weil die dichten Büsche keinen Einblick ermöglichen. Außerdem habe ich noch nie dort jemand sitzen gesehen.

Es war ein schöner Herbsttag mit etwas Sonne und gar nicht so kalt. Nun kam ich an den Platz kurz vor dem Vollmond mit den Räucherutensilien und dem Karton voll Blumen an und da sitzen doch tatsächlich auf der Parkbank zwei Jugendliche mit einem kleinen Hund. Der kleine Hund kam mir sofort entgegen und begrüßte mich, ließ sich aber nicht streicheln. Er war scheu. Ich begrüßte die Jungs und fragte sie, ob denn der Hund evtl. aus dem Tierheim käme, denn diese Hunde sind meist ängstlich und lassen sich von Fremden nicht anfassen. Ja, er sei aus dem Tierheim, das sei aber schon Jahre her. Nicht deswegen lässt er sich nicht anfassen. Der kleine Hund war alt und hatte Rückenprobleme und Schmerzen, wenn man ihn über den Rücken streichelte, und deshalb ließ er sich vorsichtshalber gar nicht anfassen.

Ich setzte mich vor die Sandsteinfigur. Dort waren schon zwei Kränze von der Stadt zum Volkstrauertag: Einer aus Chrysanthemen und einer aus roten Nelken. Wunderschön, eine Blume neben der anderen. Und dann überlegte ich, wie ich hier wohl mein Ritual abhalten sollte, wenn die beiden Jungs dabei waren. Den Aufruf konnte ich schon mal nicht laut aussprechen und das Räuchern müsste ausfallen. Nur die Kerze konnte ich anmachen.

Ich öffnete den Karton mit den Blumen und zündete die Kerze an. Und plötzlich sah ich, wie die zwei Jungs aufbrachen! Als ob sie geahnt hätten, dass sie störten. Der kleine Hund begrüßte mich nochmal freundlich und die zwei Jungs verabschiedeten sich höflich von mir. Das bin ich von Jugendlichen gar nicht gewohnt! Meist grüßen Jugendliche so eine Alte gar nicht. Ich glaube, die Engel haben sie zum Gehen bewogen, damit ich meine Ruhe während des Rituals habe.

Und nun war ich allein!

Ich räucherte den Platz, machte die Kerze an und konnte mich wunderbar auf das Ritual konzentrieren. Es war so ruhig hier! Jede Schlacht, jede Opfergruppe bekam von mir zwei Hände voll Blumen. Ich bildete dabei einen Kreis auf dem Boden, zwischen den beiden stehenden Kränzen der Stadt. Und siehe da, mein Kranz wurde immer schöner! Er war nicht so ordentlich gesteckt wie die anderen beiden, aber die grünen Zweige, das gelbe Herbstlaub mit den Astern, Rosen, Hortensien und Hagebutten sahen wunderschön aus. Der schlichte Kranz auf dem Boden stach die anderen beiden richtig aus!

Ich glaube, dieses Ritual hat sehr viel gebracht! Nachstehend der Text für den Aufruf.

 

An alle erdgebundenen Wesen, die im 1. Weltkrieg gefallen sind, vermisst werden oder Opfer der Hungermisere in Folge des Handelsembargos und der Inflation waren

Liebe Soldaten, liebe Angehörige der Marine und der Luftwaffe, liebe Helfer, liebe Politiker, liebe Zivilisten, liebe Verwundete und Amputierte, liebe Opfer eines Kriegsverbrechens, liebe Einwohner der deutschen Ostprovinzen, die an Polen, Russland und die Tschechoslowakei abgegeben werden mussten. Ich rufe Euch!

Ich habe Euch nicht vergessen und gedenke an Euch alle, wo auch immer ihr seid! Ich bitte um Vergebung, dass bis heute die Wahrheit über die Ursachen des 1. Weltkrieges noch nicht allgemein bekannt sind und die Leute immernoch an einer Alleinschuld Deutschlands glauben.

Ich gedenke an Euch alle, an jedes Leiden, an den Hunger und die Verzweiflung in der Zeit während und nach dem Krieg, an jede Schlacht, an jede Demütigung, an jede Vergewaltigung, an jede Krankheit, an jede Folter, an jedes Kriegsverbrechen, an jede Gewalt, die der Krieg mit sich brachte.

Ich gedenke an

  • alle Gefallenen in der Schlacht von Mühlhausen in 1914
  • alle Gefallenen in den Schlachten in den Vogesen und Lothringen im August 1914
  • alle Gefallenen in der Schlacht an der Marne im September 1914
  • alle Gefallenen, vor allem junge Rekruten, Studenten und Freiwillige, in der Schlacht von Langemarck im November 1914
  • alle Gefallenen in der Schlacht von Gumbinnen/Ostpreußen im August 1914
  • die Bevölkerung von Ostpreußen, die sich nach der Schlacht von Gumbinnen vor russischen Übergriffen in Sicherheit bringen musste.
  • alle Gefallenen der Schlacht bei den Masurischen Seen im September 1914
  • alle Gefallenen der in Übersee operierenden deutschen Flottenverbände.
  • alle Gefallenen der Winterschlacht in der Champagne im Februar und März 1915
  • alle Gefallenen in der Winterschlacht in den Masuren im Februar 1915 einschl. der 100.000 Soldaten, die in russische Gefangenschaft gerieten
  • alle Gefallenen (insgesamt ca. 300.000 Soldaten) in der Winterschlacht der Karpaten von Dezember 1914 bis April 1915. Ich gedenke auch aller Opfer der österreichisch-ungarischen Armee, die Mitte März den Verlust von 40.000 Mann meldeten, die an Krankheit und Kälte starben.
  • alle durch deutsches und französisches Giftgas verstorbenen Soldaten und Einwohner
  • alle Gefallenen in der Schlacht bei Ypern in April und Mai 1915
  • alle Gefallenen in der Herbstschlacht in der Champangne von September bis November 1915 (250.000 gefallene Franzosen, 150.000 deutsche Soldaten)
  • alle Gefallenen in der Schlacht von Gorlice-Tarnow im Mai 1915
  • alle Gefallenen in der Schlacht von Tarnopol im September 1915
  • alle Gefallenen in der Neujahrsschlacht in Galizien von Dezember 1915 bis Januar 1915
  • alle Gefallenen der Dardanellen-Offensive in 1915
  • alle Gefallenen in der Schlacht bei Verdun (Februar bis Juli 1916 – über 700.000 Mann auf beiden Seiten)
  • alle Gefallenen in der Seeschlacht von Skagerak vom 31. Mai 1916 bis 1. Juni 1916
  • alle Gefallenen in der Schlacht an der Somme von Juni bis November 1916, in dem die Briten 500.000 Soldaten, die Deutschen 500.000 und die Franzosen 200.000 Soldaten verloren
  • alle Gefallenen der drei Brusilow-Offensiven von Juni bis September 1916. Die habsburgische Armee hatte 1 Million Mann Verluste, ein Großteil davon Gefangene und Überläufer; die Deutschen verloren etwa 350.000 Mann, die Russen verloren 1,5 Millionen Soldaten.
  • alle Gefallenen im Feldzug gegen Rumänien vom Sept. bis Dez 1916
  • alle Gefallenen in der Schlacht bei Arras im April und Mai 1917
  • alle Gefallenen in der Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne in April und Mai 1917
  • alle Gefallenen in der Schlacht von Cambrai im November 1917
  • alle Gefallenen der Isonzo-Schlachten (Juni 1915 – Oktober 1917)
  • alle Gefallenen in den Offensiven im Artois im April bis 20. Mai 1917, sowie bei ihren Durchbruchsversuchen in Flandern (27. Mai bis 3. Dezember 1917)
  • alle Gefallenen in der Großoffensive in der Picardie (März-April 1918)
  • alle Gefallenen in der deutschen Offensive südlich von Ypern (9. bis 29. April 1918)
  • alle Gefallenen in der Schlacht von Amiens (8. – 11.8.1918)
  • alle weiteren Gefallenen in nicht genannten Schlachten
  • alle Opfer der spanische Grippe in 1918 und 1919
  • alle Opfer des U-Boot-Krieges und der Luftwaffe
  • Alle Opfer der Luftangriffe auf deutsche Städte
  • alle weiteren, nicht genannten Toten
  • alle Opfer von Hunger, Krankheiten, Verzweiflung und Entbehrungen während des Krieges und in den Jahren nach dem Krieg,
  • alle Opfer der vom Versailler Vertrag neu festgelegten deutschen Grenzen,
  • alle Verwundeten, alle Kriegsgefangene, alle Opfer von Kriegsverbrechen und Vergewaltigungen,
  • alle Opfer der Inflation
  • alle weiteren, nicht genannten Opfer des 1. Weltkrieges und der Nachkriegszeit.

 

Liebe Wesen, ich bitte Euch, aus ganzem Herzen all denen zu vergeben, die Euch etwas Böses wollten oder antaten. Bittet auch um Vergebung für Eure Taten: Evtl. Hinrichtungen, Erschießungen, Vergewaltigungen, Mord, sowie auch für sogenannte persönliche kleinere Taten wie Unaufrichtigkeit, Lügen, Selbstbetrug, Heuchelei.

Belastet Euch nicht mit Euren Gefühlen von  Hass, Rache, Wut, Sorge, Schmerz, und schüttelt das alles ab und schließt Frieden mit der Vergangenheit. Es ist alles lange vorbei. Wandelt eure negativen Gefühle in Liebe, Mut, Barmherzigkeit, Frieden um. Dann seid ihr frei für einen Aufstieg in eine höhere Ebene.

Einen wunderschönen Aufstieg wünsche ich Euch, liebe Seelen! Gott liebt uns alle, vollkommen und bedingungslos, unabhängig davon wie ihr gelebt habt. Wir sind alle würdig, um zu ihm zu gehen. Er straft auch nicht.

Ich setze hier an diesem Ort eine wunderschöne, weiße Lichtsäule mit Musik, durch die alle Opferwesen, die noch aus der Zeit des ersten Weltkrieges und der Zeit der Not danach auf Erden weilen, durchgehen können. Mögen sich alle Schatten in Licht umwandeln.

 

So sei es.