Die Pest in Europa

 

Immer und immer wieder war es in allen Städtereinigungen auffällig, dass im Mittelalter und danach immer wieder Pestepidemien ausbrachen, die gut die Hälfte der Bevölkerung dahinrafften. Diese Auffälligkeit kann man fast wie ein Hilferuf der Seelen auslegen. Man stelle sich vor, die Hälfte der Bevölkerung (und in einigen Orten noch mehr) existiert innerhalb von 2 Wochen nicht mehr und geht qualvoll vor die Hunde. Die Kranken können nicht alle versorgt werden und die Toten bleiben erstmal überall liegen, weil es nicht genügend Leute zum „Aufräumen“ gibt. Die Ernte kann nicht eingetrieben werden, weil die Menschen krank sind und viele nicht mehr da sind, die gesamte Infrastruktur kommt zum Erliegen, es werden riesige Massengräber gegraben, wo die Toten einfach anonym hereingeworfen werden. Darauf kommt eine Kalkschicht, um am nächsten Tag die nächsten Toten draufzulegen. Alte, Kinder, Männer und Frauen und sicherlich auch Tiere. Wer weiß wie viele Menschen noch nicht einmal richtig tot waren, als sie ins Massengrab geworfen wurden. Das musste ja alles schnell gehen. Mütter verlieren alle ihre Kinder. Kinder verlieren ihre Eltern, keiner kann für sie sorgen und sie „verrecken“. Und wenn der Albtraum vorbei ist, kommt er in einigen Jahren nochmal und nochmal und über 300 Jahre lang immer und immer wieder und immer stirbt nochmal ein großer Anteil der Bevölkerung. Durch Kriege, Pest und Naturkatastrophen entstanden viele sogenannte „Wüstungen“. Das sind Geisterstädte oder Dörfer, in denen alle Bewohner starben. Diese Orte verrotteten. In Deutchland gibt es viele davon.  So etwas muss man sich nur einmal vorstellen können!

Die Pest soll verdammt qualvol sein. Neben Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und hohem Fieber bilden sich Eiterbeutel an Geschlechtsteilen, Hals und anderen Körperteilen (Beulenpest; die häufigste Art). Innerhalb 4 bis 5 Tagen tritt der Tod ein. Es gibt aber eine Menge Varianten, die teilweise nichts mehr mit den Ratten (der Rattenfloh übertrug die Pest) zu tun hatten. In Nordnorwegen können die Wanderratten nämlich nicht mehr im Winter leben. Trotzdem kam die Pest dorthin. Bis heute kam man der Ursache der Pest nicht so ganz auf den Grund.

Die Pest trat zum ersten Mal ca. im Jahre 500 in der Justinianischen Zeit in Konstantinopel auf und verbreitete sich im Mittelmeerraum. Schon damals muss es unwahrscheinlich viele Tote gegeben haben. In der Regel starb bei jeder Epidemie 1/3 bis 1/2 der Bevölkerung.

Erst 1346 kam die riesig große Epidemie, die ganz Europa betraf. Sie wurde aus Indochina durch Seeleute eingeschleppt. Es war die Zeit der venezianischen Kaufleute. Erstmals trat sie in Messina (Sizilien) auf und verbreitete sich innerhalb weniger Jahre bis hin nach Norwegen. Italien und Frankreich waren am meisten betroffen. Sehr gefährdet waren alle Hafenstädte in Europa, wo Seeleute eintrafen. Nur 2 Regionen in Europa blieben verschont: Die Gegend von Krakau, Breslau, bis Sachsen und ein sehr kleiner Teil von Belgien. Von 80 Mio. Einwohnern hatte Europa nach ca. 10 Jahren nur noch 30 Mio.

Danach beruhigte es sich alles wieder, bis ca. 1400 nochmal eine große, aber nicht ganz so große Epidemie auftrat. Danach trat in den einzelnen Regionen die Pest alle paar Jahre wieder auf. Immer und immer wieder  starben Unmengen von Menschen. Fast bis 1700. Letztendlich starb insgesamt ca. 90% der europäischen Bevölkerung daran. Eine Teilnehmerin des Rituals, das ich im November 2016 gemeinsam mit einigen Teilnehmern des Bewusst-Treffs in Frankfurt durchführte, erzählte, dass wir alle Ahnen unter den Pesttoten haben. Das kann man sich nicht so recht vorstellen, aber es wird durchaus zutreffen.

Wie eine Pestepidemie abläuft, beschreibt Albert Camus in seinem Buch „Die Pest“, das ich einmal vor vielen Jahren las. Er beschrieb die Geschichte eines Arztes aus Oran, eine Stadt in Algerien, die von der Seuche  betroffen war und isoliert und verschlossen wurde, so dass keiner raus oder rein kommen konnte. Wer dort noch nicht krank war, wurde es mit hoher Wahrscheinlichkeit. Langsam aber sicher starben viele Menschen.

Sicherlich kennen viele auch das Kinderlied  „Oh, du lieber Augustin, alles ist weg“. Der Augustin war ein Straßenmusiker in Wien, der den Dudelsack spielte und während der Pestepidemie etwas Grauenvolles erlebte. Hier könnt ihr seine Geschichte lesen.

Im November 2016 führte ich ein sehr schönes Ritual mit vielen Blumen für die Pestopfer in Europa gemeinsam mit mehreren Teilnehmern des Bewusst-Treffs in Frankfurt im Anschluss an die Diskussionsrunde durch. Eigentlich wollte ich es an einem Pestmassengrab machen. Trotz aller Recherchen fand ich aber keins im Rhein-Main-Gebiet. Meist befinden sie sich hinter sehr alten Kirchen, aber auch in der Natur (Wald, Wiese). Trotzdem wurde das Ritual in dem Raum sehr schön und alle machten gerne mit. Ich meine, das muss durchaus erfolgreich gewesen sein. Den Aufruf hierzu schreibe ich im Anschluss nieder.

 

 

Aufruf des Rituals für die Pestopfer in Europa:

 

 

Liebe Himmelsrichtungen, liebe Lebensreiche, liebe Elemente, ich rufe Euch und bitte Euch, uns bei diesem Ritual für die Pestopfer aller Zeiten in Europa zu begleiten und zu unterstützen.

Liebe Wesen aller Zeiten, die ihr in Europa an der Pest verstorben seid. Liebe Frauen, Männer, Kinder, Politiker, Adlige, Könige, Beamte, Arbeiter, Bettler, Künstler, Tiere, die ihr an dieser qualvollen Seuche innerhalb von wenigen Tagen verstorben und verscharrt oder aber auch ordnungsgemäß bestattet worden seid. Liebe Menschen, die ohne Angehörige zurückblieben. Liebe Betroffene der Pest. Liebe Überlebende.

Wir rufen Euch alle, wenn ihr noch erdgebunden seid!!! Arme, Reiche, Alte, Junge, Kinder, Tiere!

Heute möchten wir Euch sagen, dass wir uns alle an Euch erinnern. Wir vergessen Euch nicht! Keinen!

Auch wenn wir heute nicht mehr wissen, was genau geschah, wo Eure Massengräber gewesen sind, seid ihr alle viel Wert, gleichgültig wie ihr gelebt habt. Viele von Euch lebten möglicherweise in bitterer Armut und sind dann qualvoll gestorben, hatten keine ärztliche Versorgung  und keiner hatte Zeit um Euch zu trauern. Anderen ging es vielleicht unter den Umständen noch gut. Sie erlitten aber das gleiche Schicksal. Ihr seid alle viel Wert! Jedes Wesen ist viel wert.

Wir gedenken an

  • Alle Erkrankten aus ganz Europa, gleichgültig ob sie starben oder es überlebten
  • Alle Opfer der allerersten Beulenpest, die Justinianische Pest zur Zeit Kaiser Justinians, die als die größte antike Pestepidemie Europas gilt und vermutlich im Jahr 541 im Orient ausbrach und sich im gesamten Mittelmeerraum ausbreitete. Sie trat im Rhythmus von 12 Jahren immer wieder auf
  • Alle Seeleute, die 1347 die Infektion von Asien auf Europa übertrugen. Auf Sizilien trafen im Jahr 1347 Schiffe ein, dessen Mannschaft zum größten Teil bereits an der Pest gestorben war.
  • Alle Toten von 1346 – 1356, die etwa 60 % der europäischen Bevölkerung, d.h. ca. 50 von 80 Millionen Einwohnern vom Mittelmeerraum bis zum Eismeer, ausmachte.
  • Alle Wesen, die in den schwerst betroffenen Städten ums Leben kamen. So in Messina, Florenz, Genua, Venedig, Marseille, Hamburg, Bremen, Köln, Avignon, wie auch viele andere
  • Alle Wesen, die in der Hektik und Eile in einem Massengrab verscharrt wurden und noch gar nicht tot waren.
  • Alle Juden, die in den Verdacht gerieten, durch Giftmischerei und Brunnenvergiftung die Epidemie ausgelöst zu haben. Dies führte in vielen Teilen Europas zu Judenpogromen und einer Auslöschung jüdischer Gemeinden. Vergebet den Menschen, bitte.
  • Alle Wesen, die mangels liebevoller Pflege starben, weil sich die Bürger untereinander mieden und scheuten.
  • Alle Waisenkinder, die zurückblieben, um die sich keiner kümmern konnte
  • Alle Opfer der Nahrungsmittelknappheit, die entstanden ist, weil viele Felder nicht mehr bewirtschaftet werden konnten.
  • Alle Pestopfer im Jahr 1400, die zweitschlimmste Epidemie. Wenn auch die Zahl der Toten bei dieser zweiten großen Pandemiewelle nicht so hoch war, starben dabei vor allem Kinder und Jugendliche.
  • Alle Pestkranken der Epidemien, die in den Folgejahren in einzelnen Regionen in regelmäßigen Abständen über die nächsten 300 Jahre immer wieder aufflackerten und immer ein gutes Drittel der Bevölkerung das Leben kostete.
  • Allen Selbstmördern, die das große Leid nicht ertragen konnten und sich selbst töteten.
  • Alle Überlebenden der Pestseuche, die nach Verlust ihrer Angehörigen traumatisiert und allein zurückblieben.
  • Allen weiteren Opfern, die durch die Pestseuche erdgebunden blieben und nicht aufgezählt wurden

Liebe Wesen, ich bitte Euch von ganzem Herzen, alles loszulassen was Euch noch belastet. Euren Schmerz, Eure Sorge um Angehörige, Eure Angst vor dem Tod, Eure Existenzangst, Eure Verzweiflung, die Trauer und Depression. Die Pest war eine fürchterliche, schmerzhafte, aber kurze Seuche, die fast die gesamte Bevölkerung Europas betraf. So fürchterlich, wie wir es uns heute kaum vorstellen können. Noch heute verursacht sie in uns Schrecken. Sie  ist aber schon lange vorbei und kommt vermutlich nie mehr wieder. Schüttelt einfach alles ab was noch an Euch haftet. Dann seid Ihr frei für einen Aufstieg in eine höhere Ebene.

Ihr braucht auch keine Angst vor Gott zu haben, denn Gott straft nicht. Es gibt keinen strafenden Gott.

Flamme, Flamme, Flamme des violetten Feuers, transformiere alle Wesen, die noch erdgebunden sind, und die an der Pest in Europa zu allen Zeiten starben, oder alle Wesen, die infolge der Pest noch erdgebunden sind, sowie alle Schatten, in Licht, Licht, Licht.

Wir entlassen die 4 Himmelsrichtungen, die vier Lebensreiche und die vier Elemente und danken für ihre Anwesenheit und Unterstützung.

So sei es.