Das Rheinwiesenlager Ludwigshafen-Rheingönheim
Dieses Lager soll ca. 1 km2 groß gewesen sein und befand sich auf einem Feld zwischen Rheingönheim und der Firma Giulini. Ich habe aber immer ganz gerne noch eine Skizze des Lagers dabei, damit ich es umgehen kann. Ich wendete mich also schon vor längerer Zeit an die Stadt Ludwigshafen und fragte danach. Die Antwort lautete: „Leider können wir mit dem Begriff „Rheinwiesenlager“ in Rheingönheim nichts anfangen. Was genau meinen Sie damit?“. Also verlinkte ich der guten Dame mal das video der Rheinwiesenlager auf YouTube. Sie antwortete auch promt: „Ich danke Ihnen für die ausführliche Information. In Anbetracht der Thematik leite ich Ihre Anfrage an Herrn Dr. Mörz, den Leiter unseres Stadtarchivs weiter, der Ihnen bestimmt mitteilen kann, wo sich diese Gedenkstätte in Rheingönheim befindet.“ Die gute Frau stand wohl unter Schock, nachdem sie das Video sah. Ich hatte nämlich nach der Skizze des Lagers gefragt.
Dr. Mörz meldete sich nie. Hieraus schließe ich, dass man von Ämtern absolut gar keine Auskunft über Rheinwiesenlagern bekommt, oder allerhöchstens eine Falschinformation bekommt. Das ist vermutlich Angst. Das Verbrechen „unserer Freunde“ soll nicht bekannt werden.
Das Mahnmal in Rheingönheim kann man auch unter den Bildern von Google Map finden. Ich verstehe deshalb das große Geheimnis nicht.
Angeblich soll sich die Gedenkstätte inmitten des Lagers gefunden haben, und wenn das Lager ca. 100 ha groß war, kann ich mir in etwa ausrechnen, auf welchen Stellen es gewesen ist. Etwa 90.000 Menschen sollen dort inhaftiert gewesen sein und die Sterblichkeitsrate soll etwas niedriger als woanders gewesen sein. Eine ganz dicke Lüge leistete sich aber die Gedenkstätte von Bretzenheim, als sie behauptete, im Lager Rheingönheim seien nur 11 Tote gewesen. 11 Tote von 90 000 Menschen in 3 Monaten! Das ist ja weniger als der normale Abgang. Die mögliche etwas niedrigere Sterberate hat vermutlich ihre Ursache in der Versorgung. Trotz striktem Verbot wurden die Gefangenen mit Decken und Lebensmitteln von den Bürgern versorgt. Gem. einem Bericht, soll die Straßenbahn in Richtung Ludwigshafen dicht am Lagerzaun vorbeigefahren sein, und konnte einige dringend benötigte Dinge unbemerkt ins Lager werfen. Diese Straßenbahn ist die Nr. 6 und es gibt sie noch heute noch.
Am 7.9.2017 besuchte ich das Rheinwiesenlager Ludwigshafen im Stadtteil Rheingönheim. Es war mir bekannt, dass dort eine kleines Mahnmal steht. Als ich in Rheingönheim ankam, suchte ich zuerst nach der Straßenbahn, denn dort wo die Gleise waren, war auch der Zaun des Rheinwiesenlagers. Ich fand die Gleise auch, aber links und rechts der Gleise war ein Wohngebiet. D.h. alle Häuser, die sich östlich der Gleise befinden, stehen auf dem ehemaligen Rheinwiesenlager und wurden nach dem Krieg gebaut. Es waren mittelständische Häuschen sowie auch ein Viertel mit Blockhäusern.
Etwa 150 m von den Gleisen entfernt, im Anschluss an die Häuser, begann das Feld bzw. ein Viertel mit Schrebergärten an der Brückstraße. Zwischen den Schrebergärten und den Häusern war eine Landstraße mit viel Verkehr und gleich an der Landstraße befand sich eine kleine Gedenkstätte (Foto s. hier:) Ich zitiere hier mal den Text der Inschrift dieses Mahnmales: „Zur Erinnerung an das Kriegsgefangenenlager, das von März bis Juli 1945 auf 100 Hektar in Rheingönheim bestand. In ihm wurden etwa 90 000 deutsche Soldaten festgehalten, in der Hoffnung, dass es nie wieder Krieg und Kriegsgefangene geben wird. Die Bevölkerung Ludwigshafens“.
Na ja, ich habe ja erlebt, wie informiert die „Bevölkerung von Ludwigshafen“ bei der Stadtverwaltung ist, die nichts davon wusste und diese Inschrift auch noch mitunterzeichnet haben will. Wer auch immer das formulierte, muss wohl geglaubt haben, dass bei Gründung eines Rheinwiesenlagers es danach keinen Krieg und keine Kriegsgefangene gibt. Das Massaker an deutschen wehrlosen Soldaten wird – wie so überall in den anderen Lagern – verschwiegen.
Trotzdem: Ich finde es toll, dass man sich zumindest in Luwigshafen aufraffte, ein Mahnmal „nur für Deutsche“ zu erbauen. Das sieht in anderen Lagern nämlich anders aus. An diesem Mahnmal machte ich mein Ritual für die erdgebundenen Seelen mit vielen Blumen. Es war an der Straße ziemlich laut und es war windig, so dass die Blumen, mit denen ich einen Kranz bildete, teilweise wegflogen und ich die Kerze nicht anzünden konnte. Trotzdem lief alles reibungslos über die Bühne. Trotz einigen Radfahrern und Spaziergängern hat nichts gestört und ich konnte mich gut auf das Ritual konzentrieren. Danach setzte ich mich eine Weile auf die Bank, die neben der Gedenkstätte stand, und genoss die schöne Herbstsonne.
Leider konnte ich das Gelände nicht umfahren. Es bestand größtenteils aus Feldwegen und ich wusste nicht genau, auf welchen Teilen das Lager war. Ich fuhr auf dem Feld soweit der Weg gepflastert war. Dort stand die Schrebergartenanlage, ein Bauhof, ein großes Gelände mit Sonnenkollektoren und ein hinterer Eingang zur Firma Giulini.
Man weiß nie so genau, was so ein Ritual bringt. Ich meine, es war schon erfolgreich.