Das Rheinwiesenlager Dietersheim

Auf der Homepage der Stadt Sponsheim gab es noch in 2011 eine Skizze des KZ Dietersheim, die ich damals – gibt es Zufälle? – runterkopierte. Sie verschwand inzwischen von der Homepage.

Das Lager befand sich auf einem Feld zwischen Sponsheim und Dietersheim und endete am Ortsrand von Büdesheim und kurz vor Dromersheim und ich war dort 2 Mal. Das Autobahndreieck Nahetal steht teilweise drauf und die A 61 durchkreuzt heute die Fläche dieses Kriegsgefangenenlagers durch die Mitte durch. In Dietersheim stehen ein Tennisplatz, ein Sportplatz, die Firma Raab Karcher und einige Häuserblöcke auf dem ehem. Gelände des KZs und das Gewerbegebiet von Sponsheim steht ebenfalls drauf. Der größte Teil des KZs besteht aber aus Acker und Gärten, so eine Art Naturschutzgebiet. Ich habe ein wenig geräuchert und bin mit dem Auto das Gelände einmal umfahren. Dabei entdeckte ich in der Ortschaft Dietersheim eine kleine Kapelle mit einem Ehrenfriedhof. Auf diesem Friedhof war ein kleines, mit Moos bedecktes Denkmal, auf dem nur „1945“ stand und nichts über das Schicksal dieser Toten aussagte. Auf dem Gelände der Kapelle waren etwa 200 verstorbene Rheinwiesenlagerinsassen beerdigt, darunter sehr viele Ungarn und Rumänen und auch eine Frau.

Das Gärtchen mit den Gräbern war gepflegt und im November 2011 befand sich noch ein verwelkter Kranz, vermutlich noch vom Totensonntag, auf dem Hof der Kirche. Das ist ein Zeichen, dass irgend jemand noch an diese Menschen denkt. Ich fand es nur bedauerlich, dass es keine weitere Gedenkstätte gibt, denn allein der Hinweis „1945“ sagt ja nichts aus. Nur jemand, der die Geschichte kennt, kann sich einen Reim daraus machen.

Auf dem kleinen Friedhof befand sich auch eine Info-Tafel der Kirche. Darauf stand in etwa sinngemäß, dass es in Dietersheim ein Kriegsgefangenenlager gegeben hat, in dem es katastrophale hygienische Verhältnisse und Hunger gegeben hat. Das Lager hätte aber nur vier Monate existiert und dank dem Einsatz von Pfarrer Como, mit breiter Unterstützung der Bürger, sei das Leid mit etwa 500 Toten gar nicht so groß gewesen. Außerdem hätten Lagerinsassen fliehen können, die die Bürgerin Xy in ihrem privaten Haus aufgenommen und gepflegt hätte.

Das mag ja alles stimmen, aber das mit den 500 Toten nehme ich denen nicht ab! Auf diesem KZ-Gelände von Dietersheim, das gut 4 – 5 qkm groß war, wo es Hunger, Kälte und fürchterliche hygienische Verhältnisse gab und vom Krieg geschwächte Menschen auf dem Haufen unter freiem Himmel zusammengedrängt waren, soll es in 4 Monaten nur 500 Tote gegeben haben? Die haben vermutlich nur die gezählt, die im Lazarett gestorben sind! Tatsächlich hatten deutsche Ärzte und Sanitäter mit Hilfe der Bürger für die Rheinwiesenlager ein kleines Lazarett in der Nähe von Heidesheim gegründet. Die Ärzte waren teilweise auch aus den Rheinwiesenlagern und die Bürger spendeten dafür die Lebensmittel, die ihnen zu der Zeit dringend gefehlt haben. Ins Lazarett wurden die Lagerinsassen von den Besatzern aber erst gebracht, wenn sie schon tot krank waren! Die sind dort so gut wie alle gestorben. Und wer zählte die Toten in den Latrinen und in den zugeschütteten Erdlöchern? Und die Erschossenen, die Opfer von wilden Cowboys wurden? Und die Verhungerten, Erfrorenen, an Typhus und Ruhr verstorbenen, die liegenblieben und wer weiss wohin abgeschleppt wurden?