Das Wiesenlager Oberursel

In Oberursel hat es in 1945 ein berüchtigtes Kriegsgefangenenlager der Amerikaner gegeben, das die Siegermächte „Camp King“ nannten. Für die Deutschen war es „der Siedlerhof“.

Die Geschichte dieses Geländes begann, als die Nazis vor dem Krieg einen Siedlerhof auf einem Areal von ca. 2 km2 in Oberursel gebaut haben. Er bestand aus einigen Bauernhäusern, einem Gebäude, das „der Siedlerhof“ genannt wurde, und einer großen Wiese, in denen die Menschen das Landleben lernen konnten. Dort wurden Bienen gezüchtet und viele Tiere gehalten.

Während der Kriegszeit bauten die Nazis Baracken auf den Wiesen des Siedlerhofes, um die abgestürzten englischen und amerikanischen Flieger unterzubringen, die sich mit einem Fallschirm oder anderswie gerettet hatten. So ziemlich alle von Ihnen dürften wohl die Massenmörder gewesen sein, die davor die deutschen und österreichischen Städte bombardiert hatten, auf spielende Kinder oder Bauern auf dem Feld geschossen hatten, Phosphor abgeworfen hatten, usw. und die Bevölkerung war nicht gut auf sie zu sprechen.

Für die Flieger war Oberursel ein „Durchgangslager“ (DULAG). Alle über Deutschland abgestürzten und festgenommenen Flieger kamen zuerst nach Oberursel, wurden dort verhört und anschließend in andere Lager gebracht. Bei diesem Verhör wurde aber weder gefoltert noch unter Druck gesetzt und die Flieger wurden gut behandelt. So sagten es auch alle inhaftierten Flieger in den Nachkriegsprozessen aus. Man richtete den Gefangenen einen Fußballplatz auf der Wiese des Siedlerhofes ein und ging im Winter sogar mit ihnen auf den Feldberg zum Ski laufen. Davon gibt es noch ein paar Fotos! Die Gefangenen waren auf dem Gelände auch gar nicht richtig eingezäunt und es gab nur einmal einen Ausbruchsversuch. Alle Gefangenen konnten aber wieder gefangen genommen werden und keiner wurde erschossen. Es gibt eine gute Seite darüber: campking , für denjenigen, der mehr darüber wissen will.

Durch das zuvorkommende Verhalten konnte von einigen Kriegsgefangenen unwahrscheinlich viel Information herausbekommen werden. So eine Methode war viel effektiver als die Folter, und die erhaltene Information stimmt dann auch.

Zu Kriegsende wurden die festgenommenen Flieger von Amerikanern befreit und die Deutschen mussten abziehen bzw. wurden gefangengenommen. Die Bewohner der Gegend plünderten das Gelände komplett. Die Amerikaner, die das Lager danach übernahmen, richteten es nicht mehr her und zäunten es komplett ein. Der alte Siedlerhof bekam den Namen „Camp King“ und wurde ein berüchtigtes Kriegsgefangenenlager mit Foltereinrichtungen für Deutsche, zur Vorbereitung der Nürnberger Prozesse und zur Sammlung von Beamten, Soldaten, etc., um sie in die Rheinwiesenlager zu bringen.

Im Sommer 2012 machte ich einmal eine Führung in Camp King mit. So eine Führung ist ein Gedenken an diejenigen, die dort leiden mussten, und hilft jeder erdgebundenen Seele bei ihrer Erlösung, wenn die Wahrheit dabei auch berichtet wird. Ich wünschte mir, es gäbe so etwas auch an anderen belasteten Stellen in Deutschland und die Wahrheit würde fair, ohne Lücken und Verdrehungen gebracht.

Die Baracken, in der erst die englischen Flieger und danach die deutschen Generäle und Persönlichkeiten zwecks Verhör bzw. Folter untergebracht waren, wurden nach dem Krieg abgerissen. Vor einigen Jahren wurde die Wiese des Siedlerhofes teilweise bebaut. Dort entstand ein schönes Wohnviertel mit Häuschen und Wohnungen. Trotzdem sind der alte Siedlerhof und die Bauernhäuser noch da und es ist noch viel Grünfläche dazwischen.

Ich habe während der Führung durch Camp King keine Räucherung und kein Ritual machen können. Ich konnte an diesem Tag nach der Führung nur einmal gegen den Uhrzeigersinn um das Gelände fahren. Auch wenn der Führer des Rundganges zwar u.a. mitteilte, dass die Leute gerne auf diesem Gelände wohnen, ist es ein belastetes Stück Land.

In Camp King war ich noch 2 weitere Male. Im Oktober 2012 habe ich dort der erdgebundenen Seelen der Wiesenlager gedacht, die auf der Wiese, wo kurz davor englische und amerikanische Flieger Fußball gespielt haben, deutsche Bürgermeister, Landräte, Polizei, Beamte, Soldaten, Verwundete aus den Lazaretten, und alles, was den Siegermächten wie ein Nazi oder ein deutscher Soldat vorkam, oder alt genug erschien, um eine Waffe zu halten, gesammelt wurden. Ohne Behausung, fast ohne Wasser und ohne Nahrung durften diese armen Menschen tage- und wochenlang bei jedem Wetter eingezäunt auf der Fußballwiese sitzen, bis die meisten von ihnen an den Rhein in die Rheinwiesenlager gebracht wurden. Viele kamen von dort nicht mehr zurück.

Der ehemalige Fußballplatz für Engländer und Amerikaner und danach Wiesenlager für die Deutschen ist heute noch eine Wiese mit einigen Spielgelegenheiten für die Kinder. Dort habe ich mein Ritual abgehalten, geräuchert und die erdgebundenen Seelen auf den Wiesen aufgerufen. Als ich damit fertig war, setzte ich mich noch eine Weile auf eine Bank auf die Wiese. Es war so ein herrlicher, angenehmer sonniger Tag! Plötzlich kam eine weiße Katze direkt an mir vorbei. Sie hatte nur einen kleinen, braun-melierten Fleck auf dem Rücken. Sie ließ sich gerne streicheln und es dauerte nicht lange, bis sie sich auf meinem Schoß setzte und mir etwas vorschnurrte. Offensichtlich genoss auch sie die angenehme Temperatur und die Sonne, wie auch meinen Schoß. Nun wollte ich gar nicht mehr so recht gehen. Sie hatte es sich richtig gemütlich gemacht und hatte auch noch nicht vor zu gehen. Sie schlief auf meinem Schoß ein und ich nickte auch etwas ein. Als ich aufwachte, war eine ganze Stunde vergangen und die Mietze saß noch da. Ich setzte sie dann runter. Sie schien mir nicht böse zu sein und ging. Ich ging dann auch.

Das war mal wieder so eine Begegnung, die mich an dem belasteten Ort in einer angenehmen Weise festhielt. Ich deute das so, dass ich noch etwas länger an diesem Ort bleiben sollte. Insgesamt war ich über diese Reinigungstour sehr zufrieden, denn alles hat gestimmt.

Diese Art von Wiesenlager, zwecks Sammeln der „Verdächtigen“ und Versendung in die Rheinwiesenlager, hat es im mittel- und süddeutschen Raum bis hin nach Österreich und Böhmen so ziemlich überall gegeben. Sie waren nicht besser als die Rheinwiesenlager. Der Unterschied lag nur darin, dass die Insassen noch etwas stabiler waren, nicht so lange dort aussitzen mussten und deswegen auch nicht in so großen Massen gestorben sind. Es ist eine sehr gute Frage, wo es diese Lager überall gegeben hat. Ich meine, eine komplette und korrekte Auflistung existiert gar nicht mehr. Falls es jemand interessiert, verlinke ich hier: Bad Hersfeld den sehr ausführlichen Bericht eines Insassen eines Wiesenlagers bei Bad Hersfeld. Auch von dort werden Horrorgeschichten berichtet.

In diesem Bericht über die Rheinwiesenlager erzählte ich ausschließlich über das Wiesenlager in Oberursel. Über die Verhöre und die Folter der SS-Leute und Kriegsgefangenen in Camp King berichte ich in den Punkten „Schauprozessen und Siegerjustiz“ und „Verbrechen der amerikanischen Geheimdienste“ (s hier: Siegerjustiz   und Geheimdienste).