Das Rheinwiesenlager Biebelsheim

Die Skizze des KZ Biebelsheim konnte ich nirgendswo finden und die Stadt Bad Kreuznach, zu der der Ort Biebelsheim gehört, benötigte 6 Wochen um mir mitzuteilen, dass sie mir nicht weiterhelfen können. Sie verwiesen an das NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz in Bretzenheim.

Im August 2012 richtete ich also mein Anliegen an die das Dokumentationszentrum in Bretzenheim, um die Skizze des KZ Biebelsheim zu bekommen. Von dort bekam ich folgende Auskunft per mail: „Die Dokumentationsstelle Kriegsgefangenenlager Bretzenheim ist überwiegend auf Bretzenheim/Winzenheim beschränkt. Skizzen über die anderen beiden Nachbar-Rheinwiesenlager Bad Kreuznach und Biebelsheim liegen hier nicht direkt vor. Es müßten umfangreiche Unterlagen gesichtet werden. Bevor ich diese Sichtung vornehme bitte ich um Mitteilung für welchen Zweck diese Skizzen verwendet werden sollen. Leider werden ab und zu Materialien und Informationen politisch mißbräuchlich verwendet. Das Thema Kriegsgefangenenlager in Deutschland ein sehr brisantes Thema. Geben Sie sich bitte zuerkennen und teilen Sie den Verwendungszweck. Vielleicht suche ich dann nach Skizzen. Das Dokumentationszentrum wird ehrenamtlich geführt.“

Ich musste dem netten Herren der Gedenkstätte also erstmal erklären, dass ich in Biebelsheim eine Art Gedenken mache, da die verstorbenen Wesen unfriedlich starben, keiner mehr an sie denkt, das Verbrechen als „nicht so schlimm“ herabgestuft wird und kein Mensch etwas davon weiß, die Wesen keinen Frieden deshalb finden können und die Vergangenheit auf diese Art nicht ruhen kann. Dazu musste ich ihm auch noch erklären, für was ich eine Skizze benötige (nämlich um einmal gegen den Uhrzeigersinn herumzulaufen und etwas zu lösen). So schwer es mir fiel, schrieb ich ihm so einfach wie möglich die Wahrheit, in der Hoffnung, dass er sie versteht. Letztendlich will ich ja auch nur Wahrheit hören, und keinen Quatsch, so wie der von den 5000 Toten der Rheinwiesenlager.

War alles nicht so leicht, aber anscheinend hatte der Mann es verstanden, denn seine Antwort am 7.8.2012 war freundlich und entgegenkommend: „Ihre ausführliche E-Mail vom 24.07.2012 ist hier eingegangen. Sie erhalten von mir die gewünschten Ortspläne. Gedulden Sie sich bitte ein wenig. Im Augenblick haben wir einen regen Zuspruch durch verschiedene Veranstaltungen, dh Anfragen und Besuche. Leider habe ich viele der vorhandenen Unterlagen nicht im PC und kann mit meiner bescheidenen Ausrüstung nicht scannen, dh ich benötige ihre Postanschrift für den Versand. Bei der Gelegenheit werde ich Ihnen einiges kostenfreies Informationsmaterial über das Kriegsgefangenenlager Bretzenheim beilegen. Sie werden nicht vergessen, es dauert nur etwas.“

Ich gab dem Herrn meine Privatanschrift und habe erst 3 ½ Jahre später, Ende 2015, wieder etwas von ihm gehört. Es kam eine Broschüre über die offizielle Version der Rheinwiesenlager mit einem Begleitschreiben: „Anbei die gewünschte Information“. Selbstverständlich waren in der Information auch keine Skizzen der Lager enthalten. Was haben diese Menschen nur für eine Angst.

Schon im Herbst 2012 hatte ich es aufgegeben, auf die Skizze von Biebelsheim zu warten. Ich fuhr ganz einfach mal dort hin. Es ist ein abgelegenes Kuhdörfchen auf einem Berg, nicht weit von Bad Kreuznach. Auf einem Feld am Ende der Schulstraße, gleich außerhalb der Ortschaft, steht nur ein ca. 2 – 3 m hohes Holzkreuz ohne Inschrift als Gedenkstätte. Das hätte genauso gut irgend ein anders Gedenken sein können. Hier mal ein Foto, das eine Bekannte privat zu einem späteren Zeitpunkt schoss:

Biebelsheim

An diesem Kreuz gedachte ich der Toten des Lagers Biebelsheim, in der Hoffnung, dass das ehem. Rheinwiesenlager auch dort gewesen ist und die Toten unter diesem Acker liegen.

Mehr kann ich leider ohne Angaben nicht machen. Irgendwo las ich, dass es in diesem KZ nicht so viele Tote gegeben hat wie in anderen. Ich gehe deshalb davon aus, dass es eher klein war.