Die deutschen Kriegsgefangenen:

 

Während des Krieges haben die Alliierten und die Deutschen die Kriegsgefangenen im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut behandelt. Sie fürchteten, dass der Feind die eigenen Kriegsgefangenen sonst ebenfalls nicht gut behandelt. Bei Fluchtversuchen wurden zwar einige erschossen, aber der Rest hatte es unter den gegebenen Umständen noch halbwegs gut. Heute dämonisiert man gerne die deutschen STALAGS (deutsche Gefangenenlager für die Siegermächte). Sie waren aber nichts schlimmer als die der Siegermächte (mit Ausnahme der Verhältnisse im Ostblock).

Eine Ausnahme machten die Russen und weitere Staaten der Ostblockländer. Sie waren nicht an die Genfer Konvention gebunden und scherten sich nicht um das Wohl ihrer eigenen Leute. Jeder kennt die Geschichte der deutschen und österreichischen Kriegsgefangenen in Russland. Nicht selten wurden deutsche Soldaten grausam hingerichtet, indem sie lebend zerstückelt wurden oder nach einem Schauprozess mit Folter am Galgen öffentlich hingerichtet wurden. Der russische Pöbel schaute gerne zu. Gräueltaten der Russen kann man ergoogeln, wenn man unter „Massaker von Grischino“ oder unter „Feodosia“ sucht. Andere Kriegsgefangene ließ man in russischen Gulags verschwinden, die mindestens die Hälfte der deutschen Soldaten nicht überlebte. Das sind nur Gräueltaten, die uns bekannt wurden. Von den meisten haben wir nie etwas erfahren.

Während des 2. Weltkrieges und danach kamen auch viele deutsche Generäle und Heeresführer, aber auch andere, so wie z.B. der 22-jährige Neffe von Hitler, Heinz Hitler, dem sein Name zum Verhängnis wurde, in russische Gefängnisse, die wegen der unglaublich unmenschlichen Behandlung und der Folter berüchtigt waren, so z.B. Butyrka und Wladimirowska. Nur wenige überlebten es, und kamen 1955 frei. Viele wurden auch zu Tode gefoltert.

Russen in deutscher Gefangenschaft oder aber Fremdarbeiter wurden in Deutschland deshalb – im Gegensatz zu anderen Gefangenen – schlechter behandelt und schlechter ernährt. Auf deutschen Kriegsgräberstätten und Friedhöfe findet man meist russische und polnische Verstorbene.  Das mag Unrecht gewesen sein, hätte aber an Stalins Verhalten gegenüber deutschen Kriegsgefangenen nichts geändert.

Gegen Kriegsende wurde bei den Russen keiner mehr hingerichtet, sondern zu 25 Jahre Arbeitslager verurteilt, die kaum einer überlebt hätte. Man profitierte noch von der Arbeitskraft des Gefangenen. Der strenge russische bzw. sibirische Winter, die harte, unmenschliche Arbeit, die unzureichende Nahrung, die engen Lager, in denen sich die Krankheiten breit machten und die vielen Jahre, in die sehr viele von ihnen dort leben mussten, sorgten dafür, dass dort keiner alt wurde.

Als der Krieg vorbei war und die Gefangenen in deutschen STALAGs  und KZs befreit wurden, änderte sich das Verhalten der Alliierten gegenüber deutschen Kriegsgefangenen sofort.

Gefürchtet waren die Verschleppungen der Zivilbevölkerung durch die Russen. Viele Frauen aus den deutschen Ostprovinzen und viele deutsche Frauen aus Osteuropa (Wolga-Deutsche, Deutsche aus dem Schwarzmeerraum, aus Wollinien, und anderen deutschen Kolonien) wurden rücksichtslos nach Sibirien verschleppt. Sie wurden einfach aus ihren Familien entrissen. Viele von ihnen waren Mütter mit kleinen Kindern und einige stillten noch. Viele überlebten den Transport nicht, der oft Wochen dauerte. Viele mussten im Bergwerk arbeiten, wurden  vergewaltigt, schikaniert und gequält und wurden schwanger. Die dort gezeugten Kinder wurden vermutlich in russischen Heimen groß. Auch ehemalige Generäle oder Funktionäre in Rente wurden aus ihren Häusern nach Russland verschleppt. Soldaten, die oft das Rheinwiesenlager überlebt hatte, wurden ebenfalls verschleppt, wenn man sie fand.

In der ehemaligen DDR gründeten die Russen in mehreren ehemaligen Arbeitslagern und KZs (wie z.B. Buchenwald oder Sachsenhausen, aber auch viele andere) „Speziallager“, wo Verdächtige, Soldaten und Privatpersonen, darunter sehr viele Teenies, wegen Wehrwolfverdacht gefoltert und hingerichtet wurden. Auch ungeliebte Personen oder Denunzierte verschwanden in den Speziallagern. So soll Erich Mielke viele Menschen, die ihm unbeliebt waren, denunziert haben, die dann in diese Lager kamen. Hunger, Kälte, Isolation, Ungeziefer, Krankheiten, Folter, Hinrichtung und Verschleppung nach Russland waren an der Tagesordnung und Hunderttausende überlebten es nicht. Sie wurden in den naheliegenden Wäldern in Massengräbern verscharrt, von denen viele noch nicht gefunden wurden. Darunter berichte ich noch unter „Speziallager“.

In der ehemaligen DDR wurden Deutsche noch bis 1954 nach Russland verschleppt. „Arbeitsdienst, den jeder einmal machen muss“, redete es sich die SED-Regierung von Ulbricht schön, und die Bevölkerung glaubte das.

1956 kamen die letzten Kriegsgefangenen und Verschleppten dank der Intervention von Adenauer aus Russland zurück. Mehr als die Hälfte hatte es nicht überlebt. Es soll auch einige deutsche Gefangene, sowie auch verschleppte Frauen gegeben haben, die nach ihrer Freilassung in Russland verblieben.

Da die Reparationszahlungen durch deutsche Arbeitskräfte von den westlichen Alliierten genehmigt wurden, tragen die westlichen Alliierten eine Mitschuld an der hohen Todesrate. Trotzdem wurde bis heute niemand für dieses Verbrechen zur Verantwortung gezogen.

Eine grausame Kriegsgefangenschaft erlebten viele Deutsche in Frankreich. Ein Drittel der Gefangenen kam nicht zurück. Einige von ihnen mussten Landarbeiten verrichten und hatten es unter den Umständen noch gut. Die meisten mussten aber im Bergwerk arbeiten, oder gefährliche Arbeiten verrichten, wo der Tod schon einprogrammiert war, und sehr viele überlebten es nicht. Hinzu kommt, dass sehr viele deutsche Soldaten aus den Rheinwiesenlagern für die Zwangsarbeit in Frankreich herausgesucht worden waren und bereits geschwächt und in einem sehr schlechten Zustand dort ankamen und allein deshalb es nicht überlebten. Franzosen begangen auch Massaker an deutschen Kriegsgefangenen. Das bekannteste ist das von Annecy in den Alpen, wo 60 Kriegsgefangene einfach hingerichtet wurden, weil es ja „nur Deutsche waren“. Wie ein französischer Offizier dabei sagte: „Es ist gleichgültig, ob er schuldig ist oder nicht. Hauptsache es ist ein Deutscher“.

Vielleicht sollte man noch dazu sagen, dass – trotz aller Resistance in Frankreich – sich deutsche Soldaten während der französischen Besatzung immer sehr korrekt zur Bevölkerung verhielten. Es gab einige wenige Fälle von Vergewaltigungen von Frauen, die jedoch von deutscher Seite angezeigt und verurteilt worden sind. Ansonsten wurde nur das Massaker von Oradour in Frankreich bekannt, das sich jedoch als Lüge bzw. „Unfall“ herausstellte. Wie das oft so ist, verschwand das Video auf youtube auf Nimmerwiedersehen.  hier etwas ausführlicher wird noch einmal darüber berichtet. Richtig schlecht ging es den Franzosen erst, als nach dem Krieg die Engländer kamen. Dann ging es mit Vergewaltigungen und anderen Grausamkeiten erst richtig los.

Sehr gemein gingen auch die Dänen mit den deutschen Kriegsgefangenen um, die zu Kriegsende sich im besetzten Dänemark ergaben. Man ließ sie ohne Schutz Minen am Strand räumen, indem man sie einfach über den Strand laufen ließ. Da sollen Arme und Beine durch die Luft geflogen sein und viele blieben verletzt oder tot liegen. Diese Soldaten hatten sich während der deutschen Besatzung den Dänen gegenüber bisher sehr korrekt verhalten.

Die amerikanische Kriegsgefangenschaft fand in Deutschland in den Rheinwiesenlagern statt. Darüber habe ich hier:  schon berichtet. Es gab auch noch andere Lager für Kriegsgefangene in Deutschland. Viele ehemalige deutsche Soldaten mussten bei der Plünderung bzw. Demontage der deutschen Betriebe helfen und wurden oft in den Baracken für die ehemaligen Fremdarbeiter untergebracht. Die waren aber in den meisten Fällen sauber und hatten Sanitäranlagen. Andere wurden in Zelten oder Kasernen untergebracht. Im Taunus bei Usingen steht Schloss Kransberg. Dort brachte man die deutschen Wissenschaftler unter, von denen die meisten später in die USA deportiert wurden. In Darmstadt, wo heute das Telecom-Gelände steht (ein Areal von ca. 1 km2), befand sich auch ein großes amerikanisches Kriegsgefangenenlager mit Zelten für Deutsche. Es gab noch viele mehr.

Gerne wird die Gefangenschaft in anderen Ostblockländern vergessen, weil dort nicht so viele Deutsche inhaftiert waren. Schlimmer noch als die russischen Lager sollen die serbischen gewesen sein. Dort wurden nicht nur über viele Jahre deutsche Soldaten in Arbeitslagern untergebracht, sondern auch viele Volksdeutsche aus dem Banat, der Batschka und anderen Orten in Südosteuropa, obwohl sie am Krieg nicht beteiligt waren. Generäle und Soldaten berichteten über grausame Foltermethoden, in denen die Soldaten gezwungen wurden „zuzugeben“. Sie sollten zugeben, wieviele Zivilisten sie umgebracht hatten. Und so wurde von Massakern und Tötungen berichtet, die in der Form nicht stimmten. Einige Soldaten gaben aber auch nicht zu, und wurden zu Tode gefoltert.

Berüchtigt waren auch die tschechischen und polnischen Lager, in denen ebenfalls die deutsche Minderheit in der Bevölkerung sowie viele deutsche Soldaten untergebracht worden sind, sofern sie nicht vorher an Laternenmasten gehenkt wurden oder erschossen wurden, nachdem sie sich ergeben hatten. Sehr viele haben das nicht überlebt, vor allem Babies und kleine Kinder. Ein bekanntes und berüchtigtes Lager war in Lamsdorf in Schlesien (Lambinowice). Lebensmittelknappheit, fehlende ärztliche Hilfe, Gewalttaten und grausame Folter waren an der Tagesordnung. Unzählige Tote und auch noch Lebende wurden in einem Massengrab verscharrt, in dem man noch tagelang Schreie daraus hörte. Polen verharmlosten dieses Verbrechen als „Aussiedlung“. Dort steht mit Sicherheit keine große Gedenkstätte wie in Auschwitz.

Nicht zuletzt sei die Kriegsgefangenschaft bei den Engländern erwähnt. Engländer, wie auch Franzosen und andere, ließen deutsche Kriegsgefangene gerne verhungern und foltern. Ein berüchtigter Folterort war das Winklerbad in Bad Nenndorf bei Hannover. Sie hatten Angst vor Werwölfen und Partisanen, die es ohne Zweifel gab. Sie sind aber – außer in der Penzberger Mordnacht, wo sie Zivilisten einschüchterten und ermordeten, die zu Kriegsende die Kapitulation forderten – nie groß aktiv geworden. Im übrigen waren die Täter der Penzberger Mordnacht auch keine Teenies.

Auf das Konto der Engländer gehen auch die vielen Toten in der Staumühle bei Paderborn. In der heutigen JVA Hövelhof wurden die Kriegsgefangenen systematisch dem Hungertod ausgesetzt. Dort sind auch noch die vielen vielen Gräber der Gefolterten und Verhungerten vorhanden.

Für den Aufruf und das Ritual für die Kriegsgefangenen habe ich den Vollmond im November 2012 genutzt und habe dazu auch gleich einen passenden Ort gefunden: In meinem damaligen Wohnort gab es einen Platz, auf dem sich Ehrendenkmäler befinden. Den hatte ich nie näher besichtigt. Dort wollte ich das Ritual abhalten. Als ich dort ankam, stellte ich fest, dass dort nicht nur drei Denkmäler für alle drei Kriege (auch der deutsch-französische Krieg von 1870/71) stehen, sondern noch ein viertes, sehr schönes Denkmal für die Kriegsgefangenen. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, denn ich hatte es noch nie erlebt, dass jemand an die Kriegsgefangenen gedenkt. Der Platz war dafür ideal.

Auf dem Gedenkstein ist ein Bild eines halbnackten, verkommenen, mageren Mannes zu sehen, der hinter einem Stacheldraht steht. Der Text dazu lautet: „Vergißt die Kriegsgefangenen nicht“. Noch vom Totensonntag lag ein etwas verwelkter Kranz mit der Inschrift: „Von den Kameraden“. Es lebten also noch ehemalige Kriegsgefangene aus Russland oder Frankreich in dem kleinen Ort und denken daran!

Es war zwar kein herrlicher Sonnenschein an diesem Tag, denn es war schon recht winterlich. Es war aber trocken und windstill und die Kerze brannte. Ich bildete mit den Blumen einen großen Kranz und räucherte davor den Platz. Der schöne, große Ehrenplatz mit dem Park und allen Denkmälern, und die Ruhe, die ich dort hatte, ließen mich richtig wohlfühlen.

Obwohl ich meine, dass dieses Ritual durchaus etwas gebracht hat, sagt mir mein Gefühl, dass die meisten in Russland verstorbenen Kriegsgefangenen nicht mehr hier auf Erden sind. Jeder kennt das Leid, das diese armen Männer und Frauen durchlebten. Es wird nicht verharmlost oder verheimlicht, es wurde nicht vergessen. Das hilft den Seelen beim Aufstieg und die meisten sind vermutlich dadurch schon vor längerer Zeit aufstiegen. Ich meine, dass sich dafür aber viele deutsche Kriegsgefangene aus Frankreich, USA und anderen Siegermächten in Polen, Tschechoslowakei und Jugoslawien noch hier auf Erden befinden, denn daran erinnert kaum jemand. Erinnerung ist Heilung!

 

Die Kriegsgefangenen (Aufruf am Denkmal für Kriegsgefangene)

 

Liebe verschleppte Zivilisten, liebe Soldaten, die Ihr teilweise schon ab 1941 in Kriegsgefangenschaft gerietet und teilweise zu schwerer Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen gezwungen wurdet, Hunger, Krankheiten und Kälte erleiden musstet, lange Zeit von Euren Familien, Frauen, Männern und Kindern getrennt wurdet, bei denen Ihr Euch oftmals nicht melden konntet, von denen Ihr oft keine Nachricht hattet und Euch Sorgen machtet. Viele Jahre Eures Lebens, meist ein junges Leben, wurden Euch geraubt und – falls Ihr es überlebt habt – ward Ihr danach nicht mehr die gleichen. Viele von Euch haben zusätzlich noch ihr gesamtes Hab und Gut, ihre Familien und ihr Heimatland verloren und mussten ganz von neuem beginnen. Liebe Wesen, ich habe Euch nicht vergessen!

Ich gedenke der etwa 218.000 „Reparationsverschleppten“ aus Ostpreußen, Pommern, Brandenburg und Schlesien ab Januar 1945, sowie der hunderttausende von Volksdeutschen aus Polen, Rumänien, Jugoslawien und Ungarn, aber auch aus Mittel- und Westdeutschland und Österreich ab Herbst 1944, darunter sehr viele Frauen, die ihre Kinder und Säuglinge aufgeben mussten, die zwischen 15 und 60 Jahre alt waren, oftmals vergewaltigt wurden, die wochenlang in Güterzügen in die russischen Arbeitslager transportiert wurden und von denen etwa 10% den Transport durch Misshandlungen, Hunger und Kälte nicht überlebten, die in Kohlengruben, Ziegeleien, Panzerfabriken, beim Kanalbau und im Steinbruch schwere körperliche Arbeit leisten mussten, hungerten und unter mangelhaften hygienischen Bedingungen leben mussten, deren Sterbeziffer um die 45% lag (darunter sehr viele unter extremen Bedingungen in den Kolyma-Lagern) und die erst zwischen 1947 und 1949 zurück durften und meist keine Heimat mehr hatten.

Ich gedenke der mehr als 3,3 Millionen deutscher, österreichischer und anderer Soldaten, die ab 1941 in russische Gefangenschaft gerieten und in Lagern (Gulags) Zwangsarbeit im Bergbau, beim Holzfällen, Straßen-, Brücken- und Eisenbahnbau unter harten klimatischen und primitiven Arbeitsbedingungen leisten mussten. Ich gedenke an die Opfer aller Gulags, vor allem an diejenigen, die in lebensfeindlichen Gebieten wie Sibirien (Workuta, Kolyma usw.) zur Arbeit gezwungen wurden. Ich gedenke der Opfer, die schon zu Kriegsbeginn in Gefangenschaft gerieten und von denen die meisten nach kurzer Zeit erschossen wurden. Ich gedenke der Opfer, die ab 1943 in Gefangenschaft gerieten, so auch 91.000 gefangene Deutsche, Kroaten und Rumänen aus der Schlacht von Stalingrad, die meist bei zweistelligen Minus-Temperaturen erfroren oder verhungerten, da sie schon bei ihrer Gefangennahme verletzt oder fast verhungert waren, zerrissene und kaum schützende Kleidung besaßen und keine richtige Hilfe bekamen, die krank oder sterbend während einer meist langen Kolonne zu Fuß durch die eisige Kälte oder in glühender Hitze zu Boden fielen und von den Wachmannschaften erschossen wurden. Ich gedenke auch der ehemaligen DDR-Bürger und Russlanddeutsche, die in den Gulags inhaftiert wurden. Ich gedenke der Opfer, die entsetzliche Strapazen körperlicher und seelischer Art erleiden mussten, mit Läusen und Wanzen leben mussten, die an körperlicher Erschöpfung, Hunger, Krankheiten, psychischer Anspannung, Angst oder Ungewissheit über das weitere Schicksal starben. Ich gedenke an die sehr vielen erschossenen und verstümmelten deutschen Kriegsgefangenen. Ich gedenke der deutschen Soldaten, deren Gefangenschaft sehr lange, teilweise 11 Jahre, dauerte, die trotz vieler Proteste möglichst lange als Sklavenarbeiter in Russland ausgebeutet wurden.

Ich gedenke der etwa 200.000 deutschen und österreichischen und anderer Kriegsgefangenen in Serbien bzw. Jugoslawien, die pauschalen Racheakten, Massenerschießungen, Mordlust, Sühnemärschen durch das Land und systematischen Folterungen zum Opfer fielen, die die Verbrechen aus den eigenen Reihen vertuschen sollten. Erst massive Proteste der Bundesrepublik beendeten 1948/1949 das Leiden für die meisten von ihnen. Ich gedenke der mehr als 80.000 deutschen und österreichischen Kriegsgefangen aus ex-Jugoslawien, die ihre Heimat nicht mehr wiedersahen. Ich gedenke der 1000 Kriegsgefangenen, vorwiegend Offiziere, die Jugoslawien auch nach 1948 im Lager Werschetz zurückbehalten und „vernommen“ hat und die erst in 1952 entlassen wurden, wenn sie noch lebten, die auf widerlichster Weise gequält wurden, um Geständnisse herauszupressen. Ich gedenke der Zurückgehaltenen dieser 1000 Opfer, die volksdeutsche jugoslawische Staatsbürger waren, in der Wehrmacht gedient hatten und wegen Landesverrates verurteilt wurden.

Ich gedenke der etwa 700.000 deutschen Soldaten, die in französische Kriegsgefangenschaft kamen, die im Bergbau, in der Landwirtschaft, auf Werften und in anderen Orten Zwangsarbeit leisten mussten, von denen etwa 150.000 in Frankreich, auf Korsika und in Nordafrika durch Unterernährung, Krankheit und hochriskanten Arbeiten als Minenräumer umkamen. Viele Opfer waren zuvor bereits in einem Rheinwiesenlager „interniert“ und waren vor ihrem Arbeitseinsatz schon fast zu Tode unterernährt.

Ich gedenke der etwa 50.000 deutschen Soldaten und vieler Deutscher aus Schlesien, darunter Frauen und Jugendliche, die Zwangsarbeit in den Kohlegruben von Oberschlesien verrichten mussten und unter unerträglichen Lebensbedingungen arbeiten mussten. Besonders in der ersten Phase der Gefangenschaft war die Sterblichkeit aufgrund miserabler Unterbringung, Kleidung und Ernährung, mangelnder medizinischer Versorgung, desolater sanitärer Verhältnisse, schwerer körperlicher Arbeit und primitiver Arbeitsbedingungen ohne Maschinen, hoch. Ich gedenke der etwa 10.000 Soldaten und einer unbekannten Zahl Schlesier, die dies nicht überlebten und teilweise in Massengräbern verscharrt wurden. Erst 1950 wurden die Überlebenden freigelassen.

Ich gedenke der etwa 350.000 deutschen Opfer von 2061 tschechischen Lagern bis 1955, die meist Zwangsarbeit in den Fabriken leisten mussten und bis zu 18,5 Stunden täglich arbeiten mussten. Bei den Insassen handelte es sich überwiegend um die deutsche Zivilbevölkerung.  Ich gedenke der etwa 100.000 Toten oder Verschollenen, die an Hunger, an physischer und psychischer Gewalt selbst gegen Säuglinge starben, die unzureichende hygienische Verhältnisse und mangelnde medizinische Versorgung erlebten. Ich gedenke der ca. 350 Insassen aus dem Lager Mährisch-Ostrau, die Anfang Juli 1945 zu Tode gefoltert wurden. Ich gedenke der unbekannten Opferzahl des amerikanischen Kriegsgefangenenlagers Horazdovice in der Tschechei, in dem die Soldaten von Amerikanern eingezäunt wurden, das total überfüllt war, in dem teilweise schon 12-jährige von der Volksfront eingesperrt wurden, die alle keine Behausung hatten, Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert waren, sich Erdlöcher buddelten und langsam verhungerten.

Ich gedenke auch aller Opfer von Alliiertenlagern von denen wir nicht viel wissen, weil die Insassen uns über die Zustände in diesen Lagern nicht viel erzählt haben, die „automatisch unter Arrest“ gestellt werden konnten und aus denen viele Wissenschaftler heraussortiert wurden, die danach für die Alliierten gearbeitet haben.

Ich gedenke der Opfer deutscher Soldaten in Dänemark, die nach Kriegsende mit Billigung des britischen Militärs an der gesamten dänischen Küste teils mit bloßen Händen nach Minen graben mussten, oder die in Kettenformation durch minenverseuchtes Gelände wandern mussten und die die Arme und Beine ihrer Kameraden, die dabei ums Leben kamen, einsammeln und in Säcke verstauen mussten.

Ich gedenke aller weiterer Opfer von Kriegsgefangenschaft in Belgien, den Niederlanden, Großbritannien, USA, Luxemburg und vielen anderen Ländern, die es eventuell nicht so schwer hatten, jedoch auch unter ihrer Gefangennahme litten, von denen wir nicht viel wissen und von denen einige nicht zurückkamen.

Ich gedenke aller Opfer von Krieg und Gefangenschaft, die nach jahrelangen Entbehrungen und Leid nach ihrer Freilassung in die Gesellschaft und die Familie nicht mehr richtig integriert werden konnten und krank und einsam meist früh starben. Auch sie sind Opfer von Krieg und Gefangenschaft.

Liebe Opfer!  Leider konnte ich genauere Zahlen und Angaben über Euch nicht ermitteln. Ich bin überzeugt, dass es noch viel mehr gibt, von dem nicht berichtet wird und von dem wir nichts wissen. Ich gedenke an jede Kriegsgefangenschaft, an jedes Leid, an jede Folter, an jedes Verhör, an Hunger und Kälte, an Krankheit, an Erschöpfung, an jedes Opfer von Arbeitslagern, Internierungslagern, Speziallagern, etc.. Ihr seid viel viel wert! Jede Seele ist wertvoll!

Liebe ehemalige Kriegsgefangene, ich bitte Euch, aus ganzem Herzen all denen zu vergeben, die Euch etwas Böses wollten oder antaten. Lasst Eure schrecklichen Erlebnisse los und schüttelt Gewalt, Hass, Wut, Schmerz, Kummer, Sorge, alles ab, auch wenn es schwer fällt. Schließt Frieden mit der Vergangenheit.

Einen wunderschönen Aufstieg wünsche ich Euch, liebe Seelen! Und habt bitte keine Angst vor Gott, denn er straft nicht.

Ich visualisiere hier an diesem Ort eine weiße Lichtsäule, in der ALLE Wesen, die Opfer einer unmenschlichen Kriegsgefangenschaft in Gulags, in Lagern der Alliierten, in Lagern von besetzten Gebieten oder anderen Lagern waren, die noch auf Erden weilen und gehen möchten, auch gehen können.

So sei es.